Im sechsten Teil ihrer Serie „Als Singlefrau alleine Weggehen? Geht gar nicht, oder?“ begibt sich unsere Gastbloggerin Partricia ins Rilano No. 6 und Paradiso und damit ab in die Komfortzone:
„Nach all den Generationen-Überbrückungserlebnissen während meines Alleine-Weggeh-Experimentes sehnte ich mich irgendwann doch danach, in meine Peergroup einzutauchen. Wer weiß, zwischen meinen Tanzeinsätzen vielleicht sogar jemanden zu treffen und ein wenig anzubandeln, so von Ü35-Angesicht zu Ü35-Angesicht. Es musste doch sicher mehr wie mich geben – Menschen in meinem Alter und in ähnlichen beruflichen/Lebens/Kind-Situationen, die sich nicht vom Ausgehen abhalten lassen wollten.
Nachdem ich mit den klassischen Ü30-Parties in München nicht so viel anfangen kann (mehr dazu in einem späteren Post) ging es an die Club-Recherche. Eine Freundin wies mich irgendwann darauf hin, dass in der Bar/Lounge des Rilano No. 6 am Lenbachplatz jeden 1. Donnerstag im Monat ein After-Work Event stattfindet. Mit DJ Munich. Das konnte nur gut werden. Voller Vorfreude auf das reifere Publikum betrat ich irgendwann gegen 22.00h den sehr lang gezogenen Raum, mit der ebenso langen Bar. Wie ungewohnt – zuvor keine finsteren Türsteher, freier Eintritt, und die freundlichste Garderobendame, die ich in München jemals erlebt habe. Allein für das nette Ambiente hatte es sich schon mal sehr gelohnt.
Die Bar war mäßig voll – und siehe da, ich war geschätzt die Jüngste. Einige schwoften bereits zu dem DJ-Munich-Mix auf der kleinen Tanzfläche am Ende des Raumes. Ich also gleich dazu. So gesittet ging es auf der Tanzfläche zu, dass ich schon fast Sorge hatte, mit meinen Tanzbewegungen zu viel Unruhe zu stiften. Nach etwa einer halben Stunde machte ich ein wenig Pause. Bei all dem schönen Ambiente: Zum Austoben musste ich definitiv noch woanders hin. Rilano No. 6 als perfektes Warm-up (für die anschließende Hiphop-Nacht im P1).
An einem Samstagabend, ebenfalls im letzten Jahr, nahm ich mir das Paradiso vor. Ich hatte im Vorfeld schon viel gehört – dass es DER Club für die etwas reiferen Tanzhungrigen sein sollte. Und ein ziemlicher Baggerschuppen, was ja ganz gut zu meinen Anbandel-Erwägungen passte. Tatsächlich war schon kurz nach 22 Uhr mehr los als wahrscheinlich zur gleichen Zeit in allen anderen Münchner Clubs zusammen. Das habe ich definitiv über das Münchner Nachtleben gelernt: Je älter das Publikum, desto VIEL früher ist was los! Die Tanzfläche war zwar noch leer, aber ein wenig Einschwingen war wegen der unmittelbaren Nähe der Stehtische zur Tanzfläche ziemlich entspannt, und war schnell von zwei gutgelaunten Männern begleitet. Die Musik war gut tanzbar, und nach und nach füllte sich die Tanzfläche. Ich kam mit den netten Männern, die den Stehtisch, an den ich mich gestellt hatte, reserviert hatten, ins Gespräch.
Der Laden füllte sich langsam.
Und füllte sich mehr.
Und füllte sich noch mehr.
Ich habe nichts dagegen, dass Clubs irgendwann voll sind – aber DAS war tatsächlich jenseits meiner Toleranzgrenzen. Bei einem späteren Besuch des Clubs erlebte ich sogar, dass einige Gäste ziemlich aggressiv auf die ziemliche Überfüllung des Clubs reagierten.
Glücklicherweise fiel die unangenehme Enge eh mit meinem Schlafbedürfnis zusammen, und ich machte mich bereit zu gehen. Eine Telefonnummer gab es gratis dazu. Als ich wie üblich auf dem Heimweg, diesmal per Tram, vor mich hin sinnierte fand ich: Ja, es hat definitiv auch etwas Entspannendes, wenn man nicht so sehr als die Älteste auffällt (und sei es auch nur im eigenen Kopf). Wenn man sich sogar nochmal so richtig jung vorkommen darf.
Und doch bleibt ein etwas künstlicher Nachgeschmack, wenn eine gesamte Ü35-Altersgruppe im Nachtleben unter sich bleibt. Ein wenig abgestanden fühlt es sich an, wie eine wohlig-warme Komfortzone, in der man sich gemütlich niederlassen darf und nichts riskieren braucht. Und altersentsprechend nicht zu wild tanzen sollte. Ich glaube, ich bin doch für den GANZEN Munich-Mix. U20, Ü60 und alles dazwischen, in einem Club. Natürlich wird das nie ganz ausgewogen sein – aber es lohnt sich immer, in die Welt „der anderen“ einzutauchen. Bunter, wilder, riskanter, jünger, älter, andersartiger – so darf das (Nacht)leben ruhig sein.
P.S. Den Afterwork-Donnerstag im Rilano No. 6 gibt es nicht mehr. ABER wie ich in einem sehr freundlichen Telefonat mit den aktuellen Betreibern erfuhr: Die Bar wurde vor kurzem zum „The Martini Club im Lenbach Palais“ (aktuelle Facebook-Seite mit Event-Hinweisen: https://www.facebook.com/pages/The-Martini-Club-Lenbach-Palais/493809224089489). Und dort soll sich in der nächsten Zeit einiges tun – inkl. Livemusik und anderen Specials. Freitags und samstags gibt es bereits DJ-Musik und großen Andrang, Reservieren wird daher empfohlen.