Bei ihrer Bloggerparade fragt das Team von Muenchen.de „Was würdet ihr an München vermissen?“ Die Antwort ist für mich ganz einfach.
Dass München wundervolle Sehenswürdigkeiten, geschichtsträchtige Stätten und die Nähe zu atemberaubender Natur hat ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Vom Viktualienmarkt über den Odeonsplatz, bis hin zum Englischen Garten oder unsere geliebte Wiesn: Wir leben in der schönste Stadt der Welt, keine Frage.
Doch noch viel mehr als all diese Vorzüge hält mich hier das Lebensgefühl der Münchner selbst. Wir sind lebensfroh, stolz, eigenwillig, humorvoll und vor allem eins: Grantig.
Oh, wie sehr würde ich das Granteln vermissen, müsste ich München verlassen. Denn in München gehört das Granteln nicht nur zum guten Ton, nein es ist quasi als Denkart in Fleisch und Blut der Münchner übergegangen und wird von Generation zu Generation weitergetragen. Schon als Stöpsel hört man die Sprüche der U-Bahn Ansager („Steig hoid endlich ein, du saubazi, du zammsuffana!“) und bekommt von den Münchner Eltern schon ganz früh mit wie man am besten auf Touristen schimpft, die einem den Weg am Marienplatz versperren („So a Saupreiss, so a damischa!“). Es gibt immer wieder Münchner Grantler Momente, die mich zum schmunzeln bringen. Als ich vor kurzem in der Trambahn saß stieg ein Vater mit seinem kleinen Sohn ein. Als dem Jungen in einer scharfen Kurve sein Spielzeugauto aus der Hand fiel fluchte er „Zefax!“ Sein Vater hob das Auto auf, reichte es dem Sohn und korrigierte ihn gewissenhaft „Zefix, hoaßt des.“ Granteln kann keiner so gut wie die Münchner, denn es ist, anders als man denken würde, gar nicht so einfach. Ja als regelrechte Kunst könnte man es schon bezeichnen.
Gegrantelt wird über alles und jeden: Vom Kopfweh verursachenden Föhn bis hin zum steigenden Bierpreis. Es gibt nichts worüber wir Münchner uns nicht echauffieren könnten. Denn das Grantln ist nicht nur gut für die Seele, sondern auch für die Gesundheit. So ist es doch wissenschaftlich erwiesen, dass es den Menschen gut tut ihrem Ärger auf harmlose Weise Luft zu machen. Manche machen da befreienden Sport, wir granteln eben lieber.
Selbst in der Liebe hören die Münchner nicht auf zu granteln. Humorvolles granteln kann durchaus charmant sein und es dann auch noch gemeinsam über andere zu granteln bringt selbst die schüchternsten Singles in München zusammen.
Auch für seine grantigen Prominenten ist München bekannt. So lieben wir bis heute unsere Grantler wie Karl Valentin, Gehard Polt oder zuletzt auch Harry G. Sogar Münchens Ex-Bürgermeister Christian Ude bestätigt:
„Die Lust am Granteln ist vielleicht die münchnerischste Eigenschaft, die es überhaupt gibt.“
1 Gedanke zu „Wo die Grantler wohnen“