Die Anwohner, Wirte und Stammgäste motzen schon lange, dass das Gärtnerplatzviertel nicht mehr das ist, was es mal war. Jetzt ist die Prophezeiung vom Ende des Gärtnerplatzviertels als Szeneviertel auch in den Medien angekommen.
Als Symptome werden das steigende Preisniveau der Mieten im Viertel, der steigende Schnöselfaktor unter den im Viertel anzutreffenden Nachtschwärmern und die steigende Anzahl von Designer-Boutiquen am und um den Gärtnerplatz genannt. An dieser Diagnose wird wohl kein Mensch ernsthaft zweifeln. Die Frage ist nur, ob man diese Entwicklung zwingend als negativ begreift.
Wir erinnern uns natürlich bestens an die Zeiten, wo es im Gärtnerplatzviertel weit und breit keine schicken Bars, edlen Boutiquen und feinen Gourmet-Restaurants gab. Statt dessen fand man hier unsanierte Altbauten, die schon bessere Tage gesehen hatten, Künstlerateliers, zahlreiche Handwerksbetriebe und jede Menge Schwulenbars. Erst vor knapp 10 Jahren siedelten sich die ersten coolen Bars an.
Wie in jeder Großstadt dieser Welt zogen auch in München die jungen Menschen mit viel Kreativität und wenig Geld irgendwann die Menschen mit viel Geld und wenig Geschmack nach sich. Das ist nicht nur normal, es ist auch gesund, schließlich lebt ein Szeneviertel gerade vom Wandel und vom ständig Neuen. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, zieht die Szene eben weiter. Im Vergleich zu anderen Städten vollzieht sich dieser Prozess in München noch sehr langsam, aber früher oder später wird sich die Szene vom Gärtnerplatzviertel verabschieden.
Die zweite Frage ist natürlich, welches Viertel das nächste Szeneviertel in München wird. Ist die Gentrifizierung auf der Schwanthaler Höhe schon zu weit fortgeschritten, um sich dafür zu qualifizieren? Muss es sogar ein bisher gänzlich uncooles Viertel wir Giesing werden? Oder wird vielleicht doch Schwabing das neue alte Szeneviertel? Auf welches Viertel tippt Ihr?